Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart

Die Münchner Kammerspiele gründeten unter der Leitung des Dramaturgen Martin Valdés-Stauber das künstlerische Forschungsfeld „Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart“ - eine Verschränkung von historischer Forschung und künstlerischen Projekten zur Gegenwartsbewältigung.

Erinnerungsarbeit als Arbeit an der Offenen Gesellschaft

Das modular konzipierte Projekt ermöglichte eine kaleidoskopische Perspektivierung. Die Forschungsergebnisse zu den SCHICKSALEN der Mitarbeiter:innen der Münchner Kammerspiele in der NS-Zeit wurden auf einer gleichnamigen Website und durch eine Podcastreihe zugänglich gemacht.
Das Münchner Theater verband sich mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen und Kultureinrichtungen vor Ort und mit Künstler:innen unter anderem aus Chile, Argentinien, Deutschland, der Ukraine und Spanien. Gemeinsam blickten Projektteilnehmende auf Wirkungsmechanismen, Ausformungen und Kontinuitäten von Faschismus, rechtsterroristischer Gewalt sowie von Verschwörungstheorien.

Im Sinne einer Verflechtungsgeschichte wurden gemeinsam die europäische Dimension der Shoah (und der Zwangsarbeit) reflektiert und Erinnerungskulturen hinterfragt. Anliegen des Projekts war auch die Anreicherung des deutschen Geschichtsverständnisses in einer radikal vielfältigen, postmigrantischen Gesellschaft: Wie funktioniert kollektive Erinnerung, wenn die gewaltvolle (deutsche) Vergangenheit immer weniger mit den Familienbiografien der Bürger:innen verwoben ist? Die Vorhaben des Projekts wurden zu einem Festival Ende November 2022 verdichtet.

In einer Erinnerungs-Werkstatt mit Jugendlichen aus Neuperlach entstand die Theater-Performance „TIME BUSTERS“, dass unsere Erinnerungskultur hinterfragt und unser Geschichtsverständnis erweitert.
Darin zu sehen: Eine Schulklasse im Jahr 2433 entdeckt eine Zeitkapsel mit Aufzeichnungen von Jugendlichen, die sich 2023 mit der eigenen Gegenwart und nahen Vergangenheit befassten. Die Entdecker:innen blicken auf die Erzählungen einer gewaltvollen Vergangenheit, welche sie aus Geschichtsbüchern kennen, aber in den Familienerzählungen nicht vorkommen.

Datenblatt

Projektpartner:innen:

Projektspezifische künstlerische, fachdidaktische und mediale Allianzen finden unter anderem mit dem Institut für Zeitgeschichte, dem Franziskuswerk Schönbrunn, der KZ-Gedenkstätte Dachau, dem NS-Dokumentationszentrum München, dem Bayerischen Rundfunk, der Gedenkinitiative für die ‚Euthanasie‘- Opfer / Angehörigengruppe, dem Stolpersteine für München e.V., dem Stadtarchiv München, dem Jüdischen Museum München, dem Literaturarchiv Monacensia sowie dem Münchner Stadtmuseum - sowie internationale Partnerschaften mit Künstler:innen und Institutionen u.a. in Chile, Spanien und der Ukraine, darunter das Matucana 100 (Santiago de Chile), das Centro Dramático Nacional (Madrid) und das Theatre of Playwrights (Kyiv) statt.

Laufzeit: 01.10.2021 bis 31.12.2022

www.muenchner-kammerspiele.de